Die Schauspielerin Franziska Weisz (u.a. Hundstage, Die Klavierspielerin, Der Räuber, Tatort Hamburg), Mitglied der Jury des Förderpreis Neues Deutsches Kino, las während der Verleihung die Begründung vor:
„Stellen Sie sich vor, Martin Scorsese und Guy Ritchie machen einen Film ohne Geld. Im Norden von Hamburg. Es gibt einfach Menschen, die noch schlauer sind als alle anderen. Von genau solch einer Person handelt dieser Film. Ein Mensch, der alles hat. Er hat die Freiheit eines Rockers, den sicheren Job eines Bankkaufmanns und eine glückliche Familie. Aber er hat noch etwas: Einen Traum. Einmal im Leben eine Bank ausräumen. Und weil er eben schlauer ist als alle anderen, macht er es dann auch einfach.
Unterhaltsam absurd entführt uns der Film in die einzigartige, wahre Geschichte eines tiefstapelnden Hochstaplers. Trotz seines kleinen Budgets führt uns diese Antiheldenreise bis nach Australien und zurück. Die Geschichte eines Bankräubers, dem man jeden Pfennig gönnt, wird in einem mutigen Mix aus drei verschiedenen Genres erzählt. In seiner innovativen Mischung aus Dokumentar–, Animations– und Spielfilm nimmt der Film sich Freiheiten, neue Wege zu gehen, die wir gerne häufiger im Neuen Deutschen Kino sehen würden.
Wie auch sein Protagonist nutzt der Film geschickt seine kleinen Mittel, um etwas Großes zu erschaffen. Der ‚Förderpreis Neues Deutsches Kino‘ geht an Sven O. Hill für seinen Coup.“
Sommer 1988: Ein 22-jähriger Familienvater und Rocker entdeckt eine Sicherheitslücke bei seinem Arbeitgeber, einer renommierten, altehrwürdigen Bank. Wo andere weiter fantasieren würden, wagt er die große Nummer: den Millionenbetrug…
So vielfältig und vielschichtig wie die Rollen des Protagonisten ist auch das Spielfilmdebüt von Sven O. Hill. COUP ist ein Mix aus Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilmelementen, die der Regisseur dramaturgisch geschickt zu einer klugen Komödie zusammenfügt. Rüdi, der Protagonist seiner Geschichte, beklaut das deutsche Bankensystem im großen Stil und setzt sich mit dem Geld nach Australien ab. Nun soll das süße Millionärsleben losgehen. Doch Rüdis große Liebe will nicht mit dem gemeinsamen Sohn nachkommen.
COUP erzählt die beinahe unglaubliche Geschichte eines außergewöhnlichen Bankangestellten, der nicht nur eine ganz reale Person ist, sondern auch im Film immer wieder selbst zu Wort kommt. So entsteht ein ungemein unterhaltsamer, experimenteller und einzigartiger Hybrid, die scheinbaren Gegensätze vereint. Hills Film ist gleichzeitig skurril, spannend, unterhaltsam, lustig und traurig – und durchweg berührend.
Der Regisseur begegnet seinem Protagonisten mit Wertschätzung und Respekt. Und Daniel Michel spielt diesen Rüdi so glaubwürdig, dass sich die Zeitebenen und Erzählformen des Films ganz mühelos miteinander verbinden. Sven O. Hill hat mit COUP ein einzigartiges, in jedem Detail stimmiges Debüt vorgelegt.
Eine überaus gelungene Slacker-/ Gaunerkomödie aus Deutschland mit viel Lokalkolorit und Schlitzohrigkeit – lange her, dass man so etwas gesehen hat.
Filmbewertungsstelle